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Fibro küsst Endo – Teil 3

Fibromyalgie.

Endometriose.

Wir sind erzählte Wesen und bauen unsere Geschichte als Narrativ, aus kleinen Knoten, die gut klingen. Wir fügen uns ein, gestalten sie mit, die grosse Weberei, in der all die Lebensfäden den Stoff der Existenz ergeben, den wir uns durch kalte Nasen ziehen. Mit Leistungsfähigkeit und Individualität als Koordinaten dieses langen Trips schubt es ziemlich stressig und mit verengten Herzgefässen und Pupillen voller Geld tanzen wir den neoliberalen Unterdrückungstotentanz.

Es ist wie Gläserrücken mit Demenz, wie eine Überraschungsparty für sich selbst, voller falscher Freunde, leeren Flaschen und einem Büfett ganz nur aus Lauch.

Denn egal auf welchem Berg du in den Ferien bist, das Leisten ist uns eingepflanzt. Wer keine Kohle macht, baut Brücken, organisiert PartysDemosVernissagen macht sich einen Namen, baut sich eine Zukunft, aus Leisten und Nägel stark wie der eigne Biss – denn das nächste Klassentreffen kommt bestimmt. So leisten wir uns definierte Leisten, guten Geschmack, ein bisschen Mitgefühl für all die Armen und eine Portion kühl servierte Angst um uns weiter zu erzählen: Do what you love and love what you do, während’s in der Privatheit unserer Köpfchen hallt: machst du nichts dann bist du nicht, drum renn Herz, renn, irgendwann kommen wir da an.

Und all die Kranken, Müden, Schmerzenden, die sieht man nicht, wenn sie Decken über Köpfe, Fäden aus den Wunden und sich aus dem Bade zieh’n. Der Blick ist nur auf ihnen, wenn sie Inspiration sind. Denn Kahlo malt die Bilder, der Hawking kann auch alles und da in diesem Video war jemand, der trotzdem trotzdem trotzdem all das schaffen konnte.

Siehst du.

Aber was ist, wenn ich nicht. Ich nicht, oder du sie er sie es wir nicht, denn es kann ja jede treffen und man fällt raus aus der Maschine in der man geöltes Rädchen oder stolzes Sandkorn war. Da kann man jetzt nichts machen.

Wir denken doch nicht so, das ist doch nur in deinem Kopf.

Mein, dein Kopf war nie leere Tafel, gehaltlose, hole Blase, die ich mit exquisiten, handgepickten Ideen spickte, die ganz allein nur mir entsprachen. Mehr wie ein Blumenbeet voller Samen, die vor mir doch schon waren. Und ich kann nur mit den Lippen wählen was ich wachsen lassen will und das andere so gut wies geht mit gut geölten Argumenten aus meinem Denken pflücken.

Darum wärs doch nett, knieten wir uns mal zusammen auf diese Schaumstoffplatten nieder um zu inspizieren was wir wachsen lassen wollen und welche Ideen auf fruchtbaren Grund gefallen plötzlich Mauerblumen bauen.

Denn Schmerzen sind das eine, Erwartungen das Andere, und willst du mir gern helfen, dann smash doch Capitalism, dann smash doch Sexism, Ableism und den ganzen Scheiss,statt Mitleid mit mir mit zu leiden.

Denn lachen, lieben, labern funktioniert noch immer gleich, und an ganz besonderen Tagen flüstert Schmerz mir kluge Dinge über Leiden, Tod und Existieren zu, die ich in kleinen Truhen aufbewahre, damit sie da sind, in zwanzig Jahren, wenn du dann Diabetes kriegst.

Und bis dann machen wir weiter, ich langsamer als du, Wesen in einer wilden Welt, in der alles fliegt und zischt und tut.

 

Fotocollage: Matthieu Joannon, National Cancer Institute, Matthew Henry

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